
Stammzellen-Zeitreise: Forscher wollen dem Tod trotzen
Der Traum ewig zu leben ist so alt wie das Leben selbst. Im Silicon Valley arbeiten derzeit gleich mehrere namhafte Unternehmen daran, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Zum einen hat der Technologiekonzern Alphabet schon vor vier Jahren eine Unternehmung namens Calico gegründet und mit einer Milliardensumme ausgestattet. Diese soll nicht weniger machen als das Altern zu bekämpfen. Auch die SENS-Stiftung, die in Mountain View ihren Sitz hat, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Frage, warum Menschen älter werden und wie das verhindert werden kann. Ihr Forschungsleiter Aubrey de Grey, erklärt das angestrebte Ziel so:
Mir geht es nicht darum, tausend Jahre alt zu werden. Mein Ziel ist, dass Menschen einmal den Tod so lange vermeiden können, wie sie das wollen.
Das Ganze soll mittels Blut und Stammzellen realisiert werden. Darauf setzt jedenfalls das Start-up Forever Labs. Kunden können bei dem Unternehmen ihre Stammzellen aufbewahren. Diese können dann später gegen mit dem Altern verbundene Krankheiten eingesetzt werden. Oder sogar gegen das Altern selbst.
Peter Thiel, Internetunternehmer und Berater von Forever Labs, ist das Ziel gegen das Altern vorzugehen sehr sympathisch:
Meiner Ansicht nach kann man sich zum Tod auf dreierlei Weise verhalten. Man kann ihn akzeptieren, man kann ihn leugnen, oder man kann ihn bekämpfen. Ich glaube, unsere Gesellschaft besteht vor allem aus Leuten, die ihn hinnehmen oder leugnen. Ich bekämpfe ihn lieber.
Forever Labs ist beileibe nicht das einzige Unternehmen, das seine Hoffnung in Stammzellen oder Blut setzt: Jesse Karmazin hat die Firma Ambrosia gegründet, die Menschen über 35 Jahre Bluttransfusionen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen anbietet. Nach eigenen Angaben haben sich bereits mehr als hundert Menschen dafür registriert.
Karmazin geht aber nicht soweit, seinen Kunden zu versprechen nicht mehr zu altern. Er sieht sich als Forscher und Unternehmer und will herausfinden, ob das Blutplasma junger Menschen bestimmte Alterungssymptome lindern kann – etwa ein schwächer werdendes Herz.
Mit diesem Angebot knüpft er wiederum an Forschungen aus der Vergangenheit an. Der Neurologe Tony Wyss-Coray hat für Karmazins Angebot gewissermaßen den Weg bereitet. In Experimenten nähte er eine junge und eine ältere Maus zusammen, so dass die Gefäße miteinander verwuchsen. Auf diese Weise gelangte das Blut der jungen Tiere in den Organismus der älteren. Danach trennte er die Mäuse wieder operativ. Das Ergebnis war faszinierend. Biologe Ulrich Bahnsen dazu:
Irgendwelche Stoffe, die mit dem Blut der jungen Tiere in den Kreislauf der greisen Mäuse flossen, stärkten offenbar deren Muskeln. Sie erneuerten Leber und Bauchspeicheldrüse. Die Knochen waren stabiler geworden, die Herzleistung verbesserte sich. Besonders beeindruckend aber war die Wirkung des jungen Bluts im Gehirn. Vergreiste Mäuse lernen nur noch schlecht, auch ihr Gedächtnis wird schwach. Die Hirne von Wyss-Corays Versuchstieren zeigten Leistungen, als wären sie jugendlich.
Ungewiss ist allerdings, ob sich diese Versuchsergebnisse auf Menschen übertragen lassen. Karmazin, der aktuell nur Bluttransfusionen anbietet, verbindet natürlich keine zwei Menschen. In einer Untersuchung die Irina Conboy der University of Berkeley durchführte, zeigte sich dann auch: Tauscht man nur das Blut alter Mäuse gegen das jüngerer aus, ohne die Organismen miteinander zu verbinden, tritt nur eine extrem dezimierte Regeneration ein.
Es scheint so, als ob die Lösung des Problems in der Ermittlung der von Bahnsen beschriebenen Stoffe im Blut zu liegen scheint. Wann und vor allen Dingen ob diese Stoffe überhaupt gefunden werden, ist derzeit fraglich.